Das stilistisch um 1520 zu datierende Antwerpener Antoniusretabel steht vor der östlichen Abschlußwand des Nordseitenschiffes. Es zeigt gemalte und geschnitzte Darstellungen der Heiligen Antonius, Jakobus d.Ä. und Lambertus. Der Maler der Flügelbilder ist im Umfeld des Meisters von 1518 zu suchen. Der bzw. die Schnitzer sind – wie so häufig im Antwerpener Manierismus – unbekannt. Entgegen älteren Meinungen befinden sich die Bilder der Flügel im originalen Zustand. Das konnte mit Hilfe von Infrarotuntersuchungen nachgewiesen werden. Seinen ursprünglichen Platz hatte der recht große Flügelaltar in der Kapelle an der Südseite des Turmes, die er gegen des südliche Seitenschiff abgrenzte. Es diente hier ebenso als Raumteiler wie ursprünglich auch das Annenretabel (heute Hochaltar) auf der anderen Seite des Turmes. Nun ließ sich vor einiger Zeit feststellen, daß die im 19. Jahrhundert gefertigte Predella des Antoniusaltares einen spätmittelalterlichen, ursprünglich zugehörigen Vorgänger hatte, der sogar in der Kirche erhalten ist: die Lambertuspredella in der Taufkapelle. Zusammen mit ihr sind zwei Gemäldetafeln mit Lambertusdarstellungen erhalten, die auf der Rückseite der Predella befestigt waren. Damit wurde klar geworden, daß sich das komplexe Bildprogramm dieses Flügelaltares auch auf dessen Rückseite erstreckte. Jüngst wurde außerdem erkannt, daß im Städtischen Kramermuseum in Kempen drei Tafeln erhalten sind, welche ursprünglich die Rückseite des Retabelschreines im oberen Bereich bedeckten. Sie zeigen das Galgenwunder des hl. Jakobus, aus dessen Leben auch auf der Vorderseite Darstellungen zu sehen sind. Bisher waren diese Bilder als „Triptychon“ angesprochen worden, doch entsprechen die Konstruktionsmerkmale gar nicht einem gemalten Flügelaltar. Die Maße stimmen vielmehr genau mit den Dimensionen der Rückseite des Antoniusretabels überein, und stilistisch ist die Malerei eindeutig Antwerpen zuzurechnen. Die noch verbliebene freie Fläche der Rückwand bedeckten drei Bilder mit Szenen aus dem Leben des Heiligen Antonius, insbesondere die Versuchungen. Diese hängen ebenfalls in der Taufkapelle in der Kirche. Eine imaginäre Rekonstruktion des Flügelaltares am ursprünglichen Aufstellungsort präsentiert ein ungewöhnlich bildreiches Werk, das auf Vorder- und Rückseite mit Darstellungen bedeckt war. Solchermaßen aufwendig gestaltete Rückseiten sind nur selten bekannt geworden. Rekonstruktion der Retabelrückseite Literatur |
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